Erstelle eine Website wie diese mit WordPress.com
Jetzt starten

Mailand

Da ich ja sehr früh in Mailand angekommen bin, habe ich eine Gelegenheit gesucht einen Kaffee zu bekommen – gar nicht so einfach an einem Sonntag in Italien um so 08:00. Ein Vielkaffeetrinker wie ich freut sich dann auf einen Starbucks zu stoßen – nicht sehr italienisch, aber immerhin etwas.

Am Weg fand ich Porta Garibaldi und Puerto Nuova wirklich faszinierend – moderne Architektur von Grün umgeben und dass im Zentrum einer Großstadt- hier kann Wien noch einiges lernen, auch wenn dadurch, die bei unserer Stadtregierung so beliebte Beton/Zementindustrie, nicht viel verdienen wird.

Nachdem ich meinen Koffer im Hotel abgestellt habe – für ein Check-in war es viel zu früh – marschierte ich zum Domplatz. Der Dom von außen ist ein beeindruckendes Gebäude, nicht nur die Größe, sondern auch die monumentale Verspieltheit, tun hier einiges zur Sache. Durch die Galleria Vittorio Emanuele II, die ausschließlich Geschäfte von diversen Luxuslabels zu bieten hat, kann als eleganter Vorläufer gut beleuchteter Shoppingcenter gelten.

Auf der anderen Seite befindet sich die Scala – ein wenig beeindruckendes Gebäude, aber darum geht es da ja auch nicht. und eine Status Leonardo da Vinci‘s. Sein „letztes Abendmahl“ kann nur gegen Reservierung – die einige Monate vorher gemacht werden muss – besichtigt werden. Da ich da noch gar nicht wusste, dass ich nach Mailand fahren werde, komme ich leider nicht zu diesem Vergnügen.

Starbucks hat hier einen speziellen Store: Starbucks Reserved Roastery, Für jemand wie mir, der sich täglich seinen Kaffee beim Starbucks holt, ein Pflichtbesuch. Hier wird der im Lokal, welches relativ groß und sehr gut besucht ist, vor aller Augen frisch geröstet. Auch werden andere Kaffeesorten angeboten.

Das Castello Sforzesco ist eine teilweise mittelalterliche Festung mit Renaissance-Erweiterungen. Das darin untergebrachte Museum konnte – warum auch immer – gratis besichtigt werden. Eine beachtliche Menge an christlichen Skulpturen, Gemälden und Wandteppichen, dazu noch Porzellan, Rüstungen und Musikinstrumente. Nach den ersten 10 Sälen verlor ich den Konzentration und dann das Interesse – für so viel Museum habe ich eindeutig zu wenig geschlafen.

Durch den Parco Sempione, wo zumindest drei Gitarristen zu eingespielter Musik alle „Nothing else matters“ spielten, ging ich zum Arco della Pace – endlich einmal nicht ein Triumphbogen, der an irgendwelche Siege erinnert, sondern ein dem Frieden gewidmeter Bogen.

Da das Wetter, welches bisher als leicht bewölkt zu bezeichnen war, eindeutig auf Gewitterwolken wechselte, ging ich nach einem für mich eh schon zu langen Tag, zum Hotel um mein Zimmer zu beziehen. Nach einer längeren Pause suchte ich ein Lokal für‘s Abendessen und fand nach einigem herumlaufen ein indisches Lokal.

Den zweiten Tag in Mailand startete ich etwas später ums nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel. Durch die Gassen machte ich auf zum Mailänder Dom, da ich bereits vor der Abreise Tickets für heute gebucht habe. Im Gegensatz zum Vortag (Pfingstsonntag) waren die Menschenschlangen vor dem diversen Eingängen nicht erschreckend lang.

Der Dom innen ist wie bei den meisten gotischen Kirchen nicht pompös, sondern lässt aufgrund der Größe jeden Besucher klein erscheinen- da haben die Erbauer ganze Arbeit geleistet. Die Fenster sind wie oft in Kirchen dieser Art und Größenordnung sehenswert. Der Altarbereich mit Orgel und Chor kann nur aus „sicherer“ Entfernung betrachtet werden – viele Einzelelemente, die aber kein harmonisches Bild ergeben.

Da ich ja einen Besuch des Daches via den anstiegen gebucht hatte, ging es also hinauf und das war, obwohl ich mir vorher da nicht so sicher war, eine gute Entscheidung. Auch wenn das Dach gerade eine Baustelle ist, war es sicher kein Fehler. Die Vielzahl der Verzierungen auf den Bögen und Türmchen kann man eigentlich gar nicht wahrnehmen und wirken auf Fotos nur wie ein Wimmelbild. Da ich ja unter Höhenangst leide war mir manchmal etwas mulmig (auch wenn die Brüstung überall hoch genug war), aber das war es wert.

Das Dommuseum habe ich dann nach fast drei Stunden Dom nicht mehr besichtigt und setzte mich auf einen Kaffee (wieder) in die Reserved Roastery (wollte ja auch noch andere Kaffeesorten probieren).

Nach kurzen Besuchen der Basalica di San Lorenzo und der Basilica di Sant Eustorgio, die beide von außen ganz interessant wirkten, da offensichtlich noch romanische Bausubstanz zu sehen ist, aber im Inneren eher uninteressant waren, ging ich zu den Kanälen im Süden des Stadtzentrums. Dort hat sich ein ganz netter Stadtteil entwickelt.

Da mein Hotel am anderen Ende des Stadtzentrums lag, ging es – wieder vorbei am Dom – zurück um vor dem Abendessen noch schnell zu duschen. Ich bin es nicht gewöhnt stundenlang bei 30 °V durch eine Stadt zu gehen und war dementsprechend froh die Füße kurz hochzulegen. Da der Grossteil der Lokale in der Umgebung geschlossen hatte, gestalte sich das Finden eines freien Platzes als gar nicht so leicht. In einer Pizzeria bekam ich dann noch etwas zu Essen.

Es geht mal wieder weg

Jetzt geht es für mich wieder einmal weg …

Es fängt gleich leicht stressig an, da es in Wien ein schöner Badetag war und genau als ich weg musste, es zu gewittern begann. Zwar wurde ich nicht nass, aber die U-Bahn war überfüllt. Nachdem ich zwei Züge habe fahren lassen, musste ich mich mit dem Koffer rein quetschen – war sehr kuschelig.

Nach einem Matcha-Frappuccino – denn ich war immer noch recht früh am Hauptbahnhof – hörte ich wie von Chris Lohner“s Stimme die Durchsage gemacht wurde, dass mein Zug um 10 Minuten später fahren würde. Ich freue mich immer Chris Lohner“s Stimme zu hören und mir ist es egal, ob ich um 08:00 oder 08:30 ankommen werde. Da sich die Verspätung dann auf knapp eine halbe Stunde erhöhte, hatte ich noch öfter die Gelegenheit eine Durchsage zu hören.

Im Schlafwagen des Nightjets war viel los – alle Kabinen waren belegt – ich hatte eine für mich alleine gebucht. Eine Gruppe junger Burschen, die eindeutig genug Alkohol mit hatten, ließen nächtliche Party vermuten, die aber dann nicht, oder wenn sehr leise, stattfand.

Auch wenn ich aufgrund der Bewegung des Zugs nicht viel geschlafen habe, kam ich halbwegs ausgeruht und mach einem kleinen Frühstück im Zug 20 Minuten vor Plan in Mailand an .

Urlaubsabbruch und Rückkehr nach Wien

Also den Flug nach Moskau hätte ich einmal hinter mich gebracht. Die Maschine war ein modernes Flugzeug – ein Airbus A330-300. Die Business Class ist mit allen guten Airlines vergleichbar. Das Essen war gut und das Service aufmerksam. Ich konnte sogar ein wenig schlafen ein bis zwei Stunden).

Nach der Ankunft ging es zur Pass- und Sicherheitskontrolle und da ich einen Aufenthalt von fünfeinhalb Stunden hatte, war ich über den Zugang zur Business Lounge nicht ganz unglücklich. Da der Tag noch lange dauern wird, werde ich die vielen Kaffees, die ich getrunken habe, nicht weiter merken. In der Lounge war nicht viel los – liegt wahrscheinlich auch am Corona-Sonderzustand. Mit ein wenig Nachrichten lesen und Film schauen, verging die Zeit halbwegs schnell. Beim Weg zum Gate sind mir dann einige kleine Capsular Hotels aufgefallen – sicher keine schlechte Idee, wenn man einen längeren Aufenthalt hat.

Der Flug nach Wien in einer 738-800 war angenehm (das Flugzeug war so gut wie leer). Die warme Speise wäre mit zu viel gewesen, also habe ich nur den Snack genommen. Bei der Ankunft wurde die Maschine nicht zum Gate gebracht und dann hatten wir im Flugzeug zu warten, da scheinbar keine medizinische Kraft zur Kontrolle verfügbar war. Man fühlt sich wie ein Verbrecher, der es gewagt hat in das Land zu kommen, denn vor der Maschine steht die Polizei und bewacht das Flugzeug. Dann kam der Rettungsdienst, ein Krankentransporter und noch mehr Polizei. Es war dann ein Formular auszufüllen in dem man sich verpflichten musste eine 14-tägige Heimquarantäne Isolierung) anzutreten und keine öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen. Nach dem Messen der Temperatur wurden wir in den Bus gelassen. Es hat in etwa eine Stunde gedauert, bis wir von hier wegkamen, da es die meisten Leute nicht schaffen ein zweiseitiges (einfaches) Formular auszufüllen.

Es wäre eine Lüge, wenn ich sagen würde, dass ich froh bin wieder in Wien zu sein

Flug nach Delhi

Jetzt heißt es also Abschied von Bodhgaya zu nehmen. Etwas dass durch die Corona-Situation und der Unklarheit wie ich zurück nach Wien komme, nicht gerade dazu führt, mich gut zu fühlen. Auf meine E-Mail an Air India habe ich noch keine Antwort, außer dass die Anfrage bearbeitet wird, erhalten (die angegebene Telefonnummer war nicht erreichbar) und so weiß ich nicht, wie es morgen mit mir weitergehen soll, denn ich werde erst am späten Nachmittag in Delhi ankommen.

Ranjan hat mich am späten Vormittag mit Aditya und seiner Schwägerin abgeholt und wir sind noch auf einen Kaffee ins Büro von Brajesh gefahren.

Ich bekam dann noch eine Buddhastatue, die aus Bodhiholz gemacht ist (von den Schülern geschnitzt?). Dann ging’s aber wirklich zum Flughafen in Gaya. Von Aditya bekam ich noch ein paar Blumen.

Mit einer Zwischenlandung in Varanasi ging es nach Delhi – ich wäre ja gerne wieder ein wenig dort geblieben, auch wenn ich weiß wie anstrengend so ein Aufenthalt in der Stadt an der Ganga ist.

Ich habe sobald ich im Hotel war die gute Internetverbindung genutzt (was in Bodhgaya ein wirkliches Problem war) und versucht einen Flug mit Emirates zu buchen, die meine Kreditkarte ablehnten (VISA) und auf meine Mastercard ist nicht mehr so viel verfügbar, wie der Flug gekostet hätte (EUR 1.700.00). Qatar Airways hat dann während des Buchungsvorgangs gemeldet, dass der Flug nicht bestätigt werden kann. Ich habe also schnellstens meine sieben Sachen gepackt (also Ausweis und Geld) und wollte zum Flughafen aufbrechen um dort bei einem Ticketschalter etwas zu ergattern. Der Hotelconcierge hat dann aber zwei Ticketbüros angerufen um für mich einen Flug zu finden. Erst schien es, als wäre morgen doch ein Platz im Flieger von Air India verfügbar, was aber dann leider doch nicht geklappt hat. Nach einer Viertelstunde musste er mir leider mitteilen, dass kein Flug gefunden werden konnte.

Ich bin mit einer der Hotel-Limousinen (für die man mir nur den Oneway-Preis verrechnete) dann zum Flughafen gefahren (denn mit der U-Bahm hätte es mir zu lange gedauert) und habe es auf eigene Faust versucht einen Flug zu ergattern. Leider haben dort nicht gerade viele Airlines einen Buchungsschalter. Ich fand dann einen kleinen Schalter (eigentlich ein „Reisebüro“), wo schon eine Gruppe von Touristen mit verzweifelten Blicken stand. Ich versuchte also hier mein Glück. Nach ein wenig suchen, haben sie einen Flug mit Emirates in der Früh gefunden – nehme ich doch. Doch dann kam die Erkenntnis, das dies doch nicht möglich ist. Nach einigem weiteren Suchen wurde mir ein Flug mit Aeroflot angeboten, der noch in der Nacht gehen und nach genauerer Prüfung nur mehr in der Business Class verfügbar sei. 2.500,00 Euro sind ja nicht gerade eine Kleinigkeit (für eine Strecke!) und dann ein Flug über Moskau fühlt sich auch nicht nach der besten Idee an – dort am Flughafen wollte ich sicher nicht stranden. Auf meine Frage nach einer anderen Option bekam ich ein freundliches Lächeln und mitgeteilt, dass die Fluglinien keine Flüge, die in mehr als 24 Stunden starten, mehr bestätigen. Also habe ich den sauren Apfel gebissen und gesagt, dass ich den Flug nehme. Es wurden meine Daten aufgenommen und dann wurde mit gesagt, dass es eine Minuten dauern kann. Es vergingen fünf Minuten, dann zehn Minuten, während der sehr freundliche Mitarbeiter ein kurzes Telefonat (und das war sicher nicht privat) nach dem anderen führte. Nach einer Viertelstunde hat man mir gedeutet zum Schalter zu kommen, doch es ging nur darum ein Formular auszufüllen. Danach war wieder warten angesagt, dann gab man mir meinen Reisepass zurück und wollte meine Kreditkarte nochmals (um die Zahlung zu bestätigen) und gab mir das elektronische Ticket für den Flug. Da war ich schon ganz schön erleichtert. Während des Wartens fand ich es überraschend, dass plötzlich ein gut gelaunt wirkender Hund hier im Flughafengebäude herum lief (auch das ist Imdien). Neben mir war ein deutsches Ehepaar, welches nach Frankfurt (oder wenn möglich auch in eine anderen deutsche Stadt wollte), als man ihnen den Ticketpreis von 750,00 Euro pro Ticket mitteilte, waren sie geschockt und sagten, dass sie sich das nicht leisten könnten. Das was sie dann sagten, war nicht wirklich falsch, dass Indien die Leute (bis Ende März) aus dem Land wirft und die europäischen Länder ihren Staatsbürgern die sofortige Rückkehr „verordnen“, aber man die Leute organisatorisch, wie aber auch finanziell im Regem stehen lässt. Ich weiß nicht, ob hier nicht einige Regierende versuchen, die Gunst der Stunde nutzen zu wollen und durch gezielte Angstmacherei und Verunsicherung, als die starken Männer dazustehen, denn für so unfähig halte ich sie nicht. Ich kritisiere nicht die teils radikalen Vorsichtsmaßnahmen, im Gegenteil diese halte ich sogar für notwendig, sondern den leicht faschistisch anmutend Ton dahinter, in dem man nicht versucht für Ruhe zu sorgen, sondern Drohungen gegen die eigene Bevölkerung ausgesprochen werden.

Ich bin mir auch erst sicher, dass das alles für mich gut ausgegangen ist (mit um einiges weniger Geld), wenn ich am Flughafen Wien angekommen bin.

Nach der Buchung bin ich zurück ins Hotel, habe noch ein Bier getrunken und mich dann frisch gemacht um mich zum Flughafen aufzumachen. Ich habe somit das Zimmer so gut wie nicht genutzt und auch das gute Frühstücksbüffet versäumt.

Wenn ich in den Flieger einsteige (die Boarding-Pässe für beide Flüge habe ich schon und das Gepäck ist durchgecheckt) sind fast genau 1 Woche und 4 Tage vergangen, dass ich von Wien weggeflogen bin. Von Entspannung gab es keine Spur und genau das hätte ich gerade so notwendig (und im kalten Wien, wo man sich in der Wohnung einsperren muss, ist dies wohl nicht möglich). Aus rein persönlicher Sicht ist es echt Scheiße gelaufen. Ja, es handelt sich um höhere Gewalt und mein Schicksal ist im Gegensatz zum Gesamtereignis, unbedeutend – aber raunzen wird man ja noch dürfen.

Bodhgaya – Mahabodhi

Den heutigen Tag hatte ich – auf meinem Wunsch – für mich. Ein Besuch vom Bodhgaya ohne den Mahabodhi-Tempel ist für mich nicht vorstellbar. Der Tempel, der an dem Ort erbaut wurde, an dem Buddha unter den Bodhi-Baum seine Erleuchtung fand, gehört zu den wichtigsten buddhistischen Pilgerstätten. Der Eintritt in den Tempel ist gratis, aber Mobiltelefone sind verboten und für Fotoapparate muss man zahlen (€ 1,50) – die Mitnahme von zwei Fotoapparaten ist nicht vorgesehen.

Am Vormittag war im Tempel nicht besonders viel los – Mönche aus allen möglichen Gegenden – hauptsächlich aber aus Tibet und Thailand – waren zu sehen und ein paar indische Pilgergruppen. Ich habe mir viel Zeit gelassen und den Tempel, wie schon ja Jahre davor, auf mich wirken lassen. Diesmal sind mir die vielen leeren Gebetsstätten, die mit meist blauer Abdeckplane geschützt werden, aufgefallen, was eine Auswirkung des Corona-Virus sein kann, doch bisher gibt es in Bihar (Bundesstaat in dem sich Bodhgaya befindet) noch keinen nachgewiesenen Fall – nur negativ getestete Verdachtsfälle. Beim Tempel waren auch ein paar Buben, die Blätter, die vom Bodhi-Baum fallen und halbwegs gut aussehen, sehr flott einsammeln und dann an Pilger und Mönche verkaufen, was bei den thailändischen Gästen am besten funktioniert.

Nachher bin ich wieder ins „be happy Café“, wo ich mir zum Kaffee und einen Cheesecake gönnte – wer weiß denn schon wann man wieder einen bekommt. Danach habe ich mich zu den etwas weiter entfernten Tempeln aufgemacht (alles in 20 Gehminuten erreichbar). Das thailändische Kloster Wat Thai Buddhasawika sieht von außen ganz nett aus, ist allerdings weniger Tempel als reine Klosteranlage. Daneben liegt der auffällige Metta Buddharam Tempel, der in seiner Gesamtheit nur schwer zu sehen ist, da er von anderen Gebäuden umgeben ist. Der vietnamesische Tempel etwas weiter der Straße entlang war leider geschlossen und hat eine für Vietnam übliche Pagode. Zurück Richtung Mahabodhi-Tempel (und fast beim Hotel) bin ich noch in den kambodschanischen Tempel mit seiner bunten Stupa gegangen, in dem die Mönche gerade beteten.

So schön die vielen Tempel und Klöster auch sind, haben sie einen negativen Trend auf die Grundstückspreise, denn diese haben sich in den letzten fünf Jahren in Bodhgaya mehr als verdoppelt. Da es in Indien keine Regulierung über die Nutzung des Landes gibt, bzw. die durch genügend Geldmittel jederzeit geändert werden kann, wird meist landwirtschaftlich genutzt Fläche verkauft. Ärmeren Leuten ist es mittlerweile unmöglich Land zu erwerben auf dem oder von dem sie leben können. Auch das Geld, dass in die Klöster fließt, geht zum Großteil an der lokalen Bevölkerung vorbei – für den ärmsten Bundesstaat Indiens ist dies nicht gerade hilfreich um sich weiterzuentwickeln, was aber den Mönchen und meisten Pilgern sehr egal ist.

Am späten Nachmittag bin ich dann nochmals zum Mahabodhi-Tempel gegangen und bis nach Sonnenuntergang geblieben. Diesmal wurde vor dem Betreten auch bei jedem Besucher Fieber gemessen (bin beruhigt, denn ich hatte offensichtlich keines). Jetzt waren schon mehr Leute da, auch wenn aus verständlichen Gründen westliche Touristen nur mehr selten zu sehen waren. Es wurden gerade Schilder (in Hindi und in Englisch) angebracht, auf denen zu lesen war, dass man doch einen Meter Abstand zu anderen Personen halten soll – was zynisch wirkt, denn ich konnte kein Bild machen, ohne angestoßen zu werden. Masken bzw. Tücher vor dem Mund tragen viele um danach die Gebetsmühlen einer nach der/dem anderen mit der bloßen Hand zu drehen. Diesmal ging ich auch zu den Butterlampen – ein mit großen, verdunkelten und schmierigen Fenstern abgeschlossenes Gebäude, in dem viele kleine Flammen zu sehen sind und aus dessen Schornstein dunkler Qualm aufsteigt. Welchen Sinn dieses unzugängliche Haus machen soll weiß ich nicht. Bei der Abenddämmerung wird dann nach und nach die Beleuchtung eingeschaltet, aber der Mahlbodhi-Tempel wird nicht grell beleuchtet, wie dies oft bei anderen Sehenswürdigkeiten zu sehen ist.

Da ich mich zum Abendessen wieder mit Ranjan getroffen habe, konnte ich nicht so lange bleiben, bis im Mahabodhi Ruhe einkehrt. Es gab wieder Abendessen in Ranjan’s Wohnung – diesmal mit (fast) allen Vorstandsmitgliedern der Schule. Neben den möglichen fatalen Auswirkungen des durch Corona verschwindenden Tourismus auf die Möglichkeit der Schule Spenden zu lukrieren, erklärte man mir (nicht zum ersten Mal immLaufe der Jahre) auch die Problematik, dass Kinder, die nicht zur Schule gehen, oft für Kinderarbeit von den Eltern „verkauft“ werden.Dies fällt niemanden auf, da sie offiziell in einer Schule in Rajasthan, wo die meisten Firmen, die auf billige Arbeitskräfte zurückgreifen, ihren Sitz haben. Der Bitte auf der Webseite (https://www.gyanjyoty.org) als deutschsprachiger Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen, konnte ich mich nicht entziehen. Es mag sein, dass € 100 pro SchülerIn im Jahr bzw. € 600 bei den in der Schule schlafenden Schülern nicht extrem viel klingt – aber man muss das Geld erst einmal aus Spenden bekommen, wenn man keine große Organisation im Hintergrund hat.

Warum mich beim Schreiben dieses Texts im Hotelzimmer nun schon wieder Moskitos umkreisen, obwohl ich im Laufe der letzten Nacht sicher alle erschlagen habe, weiß ich nicht. Die Putztruppe muss hier wohl einen eigenem Vorrat pro Zimmer mitnehmen (gilt für sonst keine Artikel).

Bodhgaya – Puja

Da es über Nacht zu regnen aufgehört hat, nutze ich den Vormittag um die Tempel zu besichtigen, die ganz in der Nähe des Hotels liegen. Auffallend waren die wenigen ausländischen Touristen (wenig überraschend). Der Indosan Nipponji und die Royal Buthan Monastry liegen (fast) auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Hotels und das Wat Thai Buddhagaya an der Kreuzung zur Hauptstraße. Der einzige Temepel, den ich noch nicht kannte war der mongolische Tempel, der aber geschlossen war. Zum Abschluss bin ich zu der 25 Meter Buddhastatue marschiert. Da die Straßen und teilweise bis gar nicht asphaltiert sind und es doch zwei Tage lange geregnet hat, war’s oft noch gatschig.

Zu Mittag hat mich Ranjan’s Bruder abgeholt und zur Schule gebracht, da für heute eine deutsche Pilgergruppe mit knapp über 30 Personen angekündigt war. Die kamen dann wegen einiger Verkehrsprobleme erst eineinhalb Stunden später und ich war fasziniert, wie diszipliniert die Kinder gewartet haben. Unterricht war so und so keiner vorgesehen und mit morgen werden die Schulen wegen des Covid-19 in Indien geschlossen – auch in Bihar, wo es noch keinen einzigen Fall gab.

Als die Gruppe, die ihrem Lehrer, der schon öfter Kontakt mit Brajesh (mit Ranjan die treibenden Kraft im Schulvorstand) hatte, dann kam, wurden erst Reden gehalten (zu meiner geringen Begeisterung wurde ich auch ans Mikrofon gebeten) und dann haben die Kinder gesungen und getanzt, wobei hier die Gäste zum Mitmachen motiviert wurden, da ich mich von den Kindern bereits vor 2 Jahren überreden habe lassen, wird von mir kein Nein mehr akzeptiert – selber schuld 😉. Die Gruppe ist nach der Übergabe eines Spendengeldbeutels dann weitergezogen zum Mahabodhi-Tempel. Danach wurden die Kinder, die ja alle noch kein Mittagessen hatten nach Hause geschickt – erst die Buben und kleineren Mädels und ein paar Minuten später die Mädchen.Die Kinder, die in der Schule übernachten, sind mit mir dann zu Ranjan“s neuem Haus gefahren – der Zeitplan schien schon ein wenig durcheinander und Ranjan wirkte leicht gestresst.

Ranjan“s neues Haus ist eigentlich noch ein Rohbau, aber da ich jetzt hier bin, muss auch jetzt die Eröffnung erfolgen. Als dann alle da waren – Ranjan‘s Familie (eigentlich die seiner Frau), Freunde und eben die Kinder, wurde mir die Ehre zu teil, das Band zum Haus zu durchschneiden – meine erste und hoffentlich letzte Eröffnung. Danach gab es in einem Zimmer des oberen Stockwerks eine religiöse Zeremonie (Puja), bei der eigenartigerweise Ranjan nicht dabei war, sondern Aditya (unter Anleitung seiner Mutter) die zu tätigen Handgriffe durchführte. Die Zeremonie läuft nicht so ernst ab, wie im christlichen Umfeld, was es mir ermöglichte auch ein wenig zu fotografieren ohne als Störung empfunden zu werden. Dass mir andauernd ein Sessel angeboten wird, geht mir langsam auf Nerven, auch wenn ich weiß, dass es respektvoll und nett gemeint ist.

Während der Puja ist unten gekocht worden und nach dem Ende der Zeremonie bekamen erst die Kinder, die sicher alle schon Hunger hatten, zu Essen. Bei solchen Anlässen ist es üblich, dass der Gastgeber jeden bedient, d.h. mit Töofen herumgeht und jedem Gast (und in dem Fall sind die Kinder auch Gäste) die Speisen auf den Teller legt. In dem Fall ein Erdäpfelgericht, eines mit Kichererbsen, Roti (indisches Brot) und ich glaube Kheer (ein Reisgericht). Es wird auch so lange immer nachgefüllt, bis alle satt sind.

Als die Kinder fertig gegessen haben, kamen die Erwachsenen (außer den speziell geladenen Personen) an die Reihe. Bisher haben alle, wie in Indien üblich am Boden sitzend gegessen. Brajesh, der Schuldirektor, ein mir bis dahin nicht bekannter Mann und ich bekamen es dann auf den Sesseln sitzend (mit Sesseln als Tisch, da noch keiner da war) serviert – war wie immer einfach köstlich.

Die Mädchen aus der Schule, die mitgekommen waren und ja dort nicht nächtigen können, wurden dann nach Hause gebracht. Danach wurde die Musik aufgedreht und getanzt (also die Kinder haben getanzt und ein wenig Ranjan‘s Schwägerin). Ich wurde immer wieder auf die „Tanzfläche“ – erst die Straße vor dem Haus und nach Einbruch der Dunkelheit in der zukünftigen Garage – gezerrt (hin und wieder gelang es mir Brajesh mitzuschleifen). Irgendwann (so um 19:30) war Schluss und der Schuldirektor, die Lehrerinnen und die Kinder mussten zurück (inkl. der Box, dem Kochutensilien usw.). Danach ist aus Ranjan‘s Familie in die Wohnung gefahren und es gab noch eine „Männerrunde“, die wenn Bihar nicht ein striktes Alkoholverbot hätte, bei Bier und Whisky zusammengesessen wäre. Von der Kommunikation habe ich vieles leider nicht mitbekommen, da hauptsächlich Hindi gesprochen wurde, aber das bin ich ja schon gewöhnt (auch aus meiner thailändischen Geschichte).

Bodhgaya im Regen

Es hat die ganz Nacht geregnet und es hatte in der Früh auch nicht den Anschein, dass sich daran bald etwas ändern würde. Nach einem einfachen Frühstück habe ich mir die aktuellen Informationen bzgl. Corona-Virus auf der Seiten des Außenministeriums und von Air india angesehen. Nach einigem hin und her überlegen, habe ich mich entschieden, die Reise, sobald ich wieder in Delhi bin, abzubrechen. Ich werde also nicht nach Kovalam fahren (heißt für mich: keine Entspannungsphase). Von hier kann ich nicht viel tun, da eine Änderung der Buchung bei Air India online nicht funktioniert und in Bodhgaya keine große Infrastruktur zu finden ist.

Der Regen hat zwar etwas nachgelassen, aber nicht aufgehört. Mit dem Regen kommt es auch immer wieder zu Stromausfällen. Als ich zum Café auf der Hauptstraße gegangen bin, deutete mir den Mitarbeiter, dass es nichts gibt.

Ranjan hat mich dann zum Mittagessen abholen lassen – der Direktor der Schule hat mich mit dem Auto (von Ranjan) mitgenommen. Das Mittagessen (Ranjan, der Schuldirektor, ein Kollege von Ranjan‘s Frau und ich) hat dann etwas über zwei Stunden gedauert (zu meinem Leidwesen war Fisch das Hauptgericht). Mir war das ganze mehr als unangenehm, da zum einen wieder nur die Männer gegessen haben und Ranjan‘s Frau ausschließlich mit dem Kochen beschäftigt war, ich nicht ganz verbergen konnte, dass der nicht entgrätete Fisch nicht ganz mein Ding ist und den meist auf Hindi geführten Gesprächen auch nicht folgen konnte (obwohl man so oft wie möglich versucht hat mich einzubinden). Während des Essens ist andauernd der Strom ausgefallen (wie auch schon gestern – wir haben in etwa die Hälfte der Zeit mit Licht vom Handy zugebracht, da das Zimmer kein Fenster hat.

Da der Regen gerade Pause machte, habe ich das Angebot mich zum Hotel zu fahren ausgeschlagen und bin zu Fuß gegangen, was entlang der nassen Straßen kein besonderes Vergnügen darstellt, aber ein wenig bewegen muss ich mich ja doch. Dort habe ich nur den Rucksack abgestellt und bin zum „be happy Café“ gegangen, da ich Guster auf einen Kaffee hatte. Im Café saßen (fast) ausschließlich tibetanische Mönche, was hier im Ort nicht ganz unüblich ist – insbesondere neben einem der tibetischen Klosteranlagen.

Als ich das Café verlassen habe, hat es zu blitzen und donnern begonnen und etwas später auch zu regnen. Am Weg habe ich dann eine Prozession thailändischer Mönche gesehen, die wahrscheinlich am Weg zum Mahabodhi-Tempel waren (im Regen auch kein Vergnügen).

Am Abend bin ich mit Aditya (Ranjan‘s sieben-jährigen Sohn, Ranjan‘s Frau und ihrer Schwester noch in ein „Shoppingcenter“ einkaufen gegangen. Ich habe schon vorher versprochen für den Einkauf aufzukommen Primär war es für Aditya gedacht, aber es wurden hauptsächlich Dinge des täglichen Gebrauchs gekauft. Und da Aditya, der in Patna auf eine private Schule geht und von mir (weniger als bei seinem Vater) bzgl. Ausbildung finanziert wird, beim Wissenschaftsbewerb die Bronzemedaille holte, bekam er auch Dinge, die einem Buben Spaß machen (Cricket-Schläger und einen kleinen ferngesteuerten Helikopter).

Es gab wieder ein geschmacklich exzellentes Essen daheim, wobei dismal drei Männer gegessen haben, drei Frauen gekocht und Bube in der Gegend herumgelaufen ist – ich kann diese System nicht verstehen.

Bodhgaya – Gyanjyoty Academy

Nach einer unruhigen Nacht – mit Klimaanlage kann man nicht schlafen, da sie laut ist und einem die Luft ins Gesicht bläst und ohne Klimaanlage wird es unangenehm sein warm. Auch die Lautstärke in dem Hotel, wo so gut wie keine anderen Gäste übernachten, hat nicht geholfen. Auch wenn das Bad ein wenig ekelhaft ist, habe ich keine Insekten dort entdeckt.

Frühstück-Buffet gab es keines, aber man ich konnte bestellen was ich wollte und die Qualität war ganz gut. Nach dem Frühstück habe ich noch die Seite des BMEIA betreffend Indien geprüft und festgestellt, dass Indien offensichtlich die Visa für Touristen betreffend Einreisen außer Kraft gesetzt hat und ich konnte entnehmen, dass dies keine Auswirkung auf Personen, die sich bereits im Land befinden, haben soll. Irgendwie schon eine eigenartige Situation, weswegen ich mich nun auch auf der Webseite des Außenministeriums (BMEIA) registriert habe, damit die Botschaft zumindest weiß, das ich im Land bin und hoffe, dass sich dies als irrelevant herausstellen wird. Werde nun jeden Morgen und (wenn möglich) Abend die Indien-Seite des Außenministeriums auf Änderungen kontrollieren.

Ranjan hat mich dann abgeholt und wird nach Sujata (ein Dorf auf der anderen Seite des Flusses) gefahren, wo sich die Gyanjyoty Academy befindet. Das Schulprojekt wurde vom Ranjan mitbegründet und hatte bisher ca. 270 Schüler, von denen der Großteil die Schule auch noch besucht. Mittlerweile hat die Schule auch eine Art Internat, also die Möglichkeit, dass die Schüler dort übernachten und verköstigt werden. Seit dem letzten Mal, wo ich hier war, wurde der Bau fertiggestellt und ein weiterer Ausbau ist auch nicht geplant, da man sonst mit der langfristigen Finanzierung Probleme bekommen würde.

Einige der Kinder habe ich wieder erkannt, aber die meisten Gesichter waren mir neu (ok, alle 100, die beim letzten Besuch da waren, habe ich mir sicher nicht gemerkt). Heute waren, da gerade die Holi-Ferien zu Ende gegangen sind, nur 72 Schüler da (weiß ich nur, weil am Ende des Schultages abgezählt wurde). In der Früh wird mit einem leicht militärischen Drill etwas Morgengymnastik gemacht und dann geht es in die Klassen. Irgendwie kamen mir die Kinder dann teilweise etwas alleine gelassen vor, aber der Eindruck kann auch täuschen. Ich wurde dann kurz in die Klasse der jüngsten Kinder gesetzt und dort haben einige „brav“ mitgearbeitet und andere haben sich mit Papierkugeln beworfen – die Lehrerin hat’s mir scheint nicht weiter gekümmert. Sie hat dann ein paar Schüler(innen) „überredet“ mir zu zeigen, was sie so gelernt haben (in dem Fall das englische ABC, die englischen Zahlen und die Wochentage). Mir sind solche Situationen immer sehr unangenehm, denn ich fühle mich hier gänzlich falsch am Platz (und denke, dass ich es auch bin).

Am Ende der Mittagspause wurde wieder (war auch bei meinem letzten Besuch so) Musik aufgelegt und ich konnte mich nicht mehr der Aufforderungen erwähren dazu „mitzutanzen“ (was ich da tue kann man wahrlich nicht als Tanzen bezeichnen). Die Kinder haben aber teilweise ein sehr ausgeprägtes Talent dafür – einige wollten aber auch so gar nicht mitmachen (kann ich gut verstehen).

Ranjan hat mich dem Motorrad (mit dem Auto ist hier vieles nicht erreichbar) zur anderen Seite des Dorfes mitgenommen, wo er ein Stück Land (ca. 2000 m2) erworben hat. Dort soll bald eine Straße gebaut werden, die zu einer Brücke führen wird, mit deren „Bau“ schon begonnen wurde. Dieses Grundstück kann, wenn die Straße einmal fertig ist, vielseitig genutzt werden (aktuell wird Weizen darauf angebaut). Wie hatten aufgrund des Regens etwas mehr Zeit verbracht, da wir unter einem Vordach warten mussten, bis es wieder aufhörte. Ein weiteres Grundstück, welches allerdings für ein französisch finanziertes Projekt im Gesundheitswesen gedacht ist, hat er ebenfalls schon gekauft.

Zurück in der Schule bekam ich noch ein Mittagessen und blieb noch bis die Kinder, die hier nicht im Internat sind, heimgehen konnten. Die Buben, die dann noch hier waren (aktuell gibt es nur einen Raum, wo die Kinder nächtigen können, also musste man sich entscheiden, ob für Mädchen oder Burschen mehr Bedarf existiert), bekamen noch ein einfachen Essen (Reis mit Sauce) und hatten dann Freizeit. Im Laufe der nächsten Stunde, in der ich noch da war, kamen noch ein paar Mütter mit den Söhnen vorbei um sie „abzugeben“. Die Kinder hier stammen meist aus Familien mit nur einem Elternteil und die mehrere Kinder haben und Unterstützung bei der Versorgung benötigen (oder um Waisenkinder, die von Verwandten betreut werden). Wie die alle (30 Kinder) in dem kleinen Raum schlafen können war mir aber nicht ganz klar.

Am späteren Nachmittag, nachdem ich wieder im Hotel war und es eine Regenpause gab, bin ich noch auf einen Kaffee gegangen, denn viel mehr konnte ich nicht tun.

Am Abend war ich wieder (ähnlich wie am Vortag) bei Ranjan Essen. Diesmal kam es allerdings zu einigen (auch längeren) Stromausfällen, die sehr wahrscheinlich mit dem einhergehenden heftigen Gewitter zusammen gebracht werden konnten. Starker Regen ist in dieser Jahreszeit für Bihar sehr unüblich (sogar Regen im Allgemeinen) und kann für die Landwirtschaft, in diesem so und so schon eher armen Gebiet, dramatische Folgen haben.

Flug nach Bodhgaya

Nach einem schnellen Bier an der Hotelbar (war im Zimmerpreis inbegriffen) bin ich um 03:00 ins Bett gekommen- dummerweise war ich genau in der Phase, wo man eher wieder aufwacht. Vielleicht auch, weil mich am Corona-Virus-Fragebogen die Frage, ob ich aus Kerala käme, wo ich ja die zweite Hälfte des Urlaubs verbringen werde, etwas verunsichert hat. Ich bin dann – und das kommt bei mir so gut wie nie vor – vor dem Wecker aufgewacht, aber es war eh schon an der Zeit. Das Frühstücksbuffet bot alles was das Herz begehrt (gute Mischung aus indischen und kontinentalen Speisen). Habe auch über die Corona-Fälle in Kerala nachgelesen und habe die Frage nicht nachvollziehen können, denn es gab bisher „nur“ 8 positiv getestete Personen (von 60 in Indien) – und die in Ernakulum, wo ich nicht hinfahre.

Check-out vom Hotel und (überteuerter) Transport zum Flughafen verliefen entspannt. Da ich für den Flug ein Businessclass-Upgrade hatte, verlief auch der Checkin schnell. Ich gebe zu, dass ich sehr wohl über eine Alternative zum Flug nachgedacht habe, aber von Jaipur nach Bodhgaya (über Delhi) mit dem Zug ist in Indien keine brauchbare Alternative, wenn man nur drei Wochen unterwegs ist – muss das nächste Mal wohl länger Urlaub machen. Und wenn ich ehrlich bin, werde ich für Indien per Bahn und Bus langsam zu bequem (ist kein gutes Argument, aber die Realität).

Der Flug verlief ereignislos – man merkt halt das Air India nicht zu den führenden internationalen Fluglinien zählt. Bis das erste Getränk kommt vergeht viel Zeit und das Personal versteckt sich permanent hinter dem Vorhang. Das Mittagessen war geschmacklich nicht so schlecht – ich hatte nur keine Hunger und an der Optik (zumindest was Business betrifft) müssen sie noch arbeiten. Der Kaffee war absolut scheußlich- hätte doch den Tee nehmen sollen.

Da wir um 30 Minuten vor der Planzeit angekommen sind, war ich in Gaya schon vor der geplanten Ankunftszeit vor dem Flughafengebäude. Ranjan kam dann eh bereits nach 5 Minuten (mit einem echt netten Blumenstrauß) um mich abzuholen. Bei netten Geplaudere im Auto ging es dann zum Hotel in Bodhgaya. Da Ranjan auch noch arbeiten muss, hatte ich dann auch noch etwas Zeit für mich.

Bei einem Spaziergang durch Bodhgaya sind mir nur kleinere Veränderungen aufgefallen, wobei die für mich dramatischste war, dass das Café, welches super war um gemütlich etwas zu trinken ohne sofort weitergehen zu müssen, leider geschlossen hat, Ein paar neue Klöster scheint es auch zu geben (aber keine großen Tempel). Im „be happy Café“ – zumindest das gibt es noch – habe ich einen etwas enttäuschenden Masala Chai getrunken (das nächste Mal doch wieder Kaffee). Ich habe zwar kurz beim thailändischen Tempel und dem von Bhutan vorbeigeschaut, bin aber nicht hinein gegangen.

Ranjan hat mich dann zum Abendessen abgeholt. Bei ihm daheim ist mir dann wieder das traditionelle Rollenbild vor Augen geführt worden. Während wir beiden Männer geplaudert und dann gegessen haben, hat Ranjan“s Frau uns immer nur versorgt und zwischendurch ein paar Kommentare eingeworfen – sich aber weder aktiv am Gespräch noch am Essen beteiligt. Beide sind beruflich erfolgreich und trotzdem kommt es zu dieser Aufteilung – Indien hat noch einen langen Weg vor sich.

Jaipur – Amber

In der Früh habe ich mir Zeit gelassen, da ich nicht viel vor hatte – ein Nachteil von Flugtagen. Nach einem gemütlichen Frühstück mit Masala Dosa (eigentlich ein südindisches Gericht, also habe ich nicht damit gerechnet, es hier im Norden zu bekommen). Am Ende des Frühstücks bekam ich eine E-Mail von Air India, dass man Flug auf 21:30 in die Nacht verschoben wurde, statt nachmittags. Da ich nun mehr Zeit hatte musste ich den Tag etwas umplanen. Gepackt habe ich dann flott, denn ich wollte zur Festung Amber, die ich ja nicht am Programm hatte.

Nach dem Check-out habe ich den erstbesten Tuk-Tuk-Fahrer genommen und dann ging es quer durch Stadt (es vergeht hier kein Tag ohne einmal das Hawa Mahal gesehen zu haben) nach Amber (welches nun manchmal Amer geschrieben wird).

Die Festung liegt (noch immer) wundbar auf einem Berg und ich freute mich darauf wieder durch den Palast, der Teil der Festung ist, zu spazieren. Zu meiner Überraschung gab es keine Elefanten, von denen man sich zum Tor hochtragen lassen kann, obwohl ich bei der Fahrt einige uns entgegen kommen gesehen habe. Da ich so und so lieber zu Fuß hinaufgehen wollte, denn das Geschaukle auf einem Elefantenrücken ist nicht gerade angenehm, brauchte ich nur mehr die vielen Guides abzuwehren, die mir versuchten zu erklären, wie sinnlos eine Besichtigung sei, wenn man es nicht erklärt bekommt. Ich wollte den Palast einfach nur genießen (und ein paar Sachen werde ich mir doch gemerkt haben, die ich vor über 20 Jahren gehört habe).

Die kleine Gartenanlage beim unteren Eingang fand ich schon hübsch / ich konnte mich nicht daran erinnern. Offensichtlich sind noch Ferien in Indien, da viele Familien unterwegs waren – ausländische Touristen waren fast gar nicht zu sehen. Nach dem Aufstieg war ich verwundert, wie sich dem vielen Leute auf dem großen Platz (Jaleb Chowk) hinter dem Eingangstor doch verlieren und dieser fast leer wirkte.

Ich liebe die Palastanlage wegen den vielen Bögen und Verzierungen. Leider war eines der Schmuckstücke gesperrt (Jas Mandir mit seinen Alabaster-Reliefs). Das auffälligste Gebäude ist sich der Jai Mandir, oder Spiegelpalast. Ich hatte ja diesmal auch genug Zeit den hinteren Teil des Palastes (den vierten Hof) zu besichtigen, der zwar nicht so auffällig ist, aber man daran erinnert wird, dass dies auch eine befestigte Anlage war. Schön fand ich auch, dass der im See liegende Garten diesmal begrünt war.

Beim Tuk-Tuk angekommen, meinte der Fahrer dann, dass ich schon lange gebraucht hätte – ich frage mich mit welcher Eile hier andere Leute durchhetzen,‚denn ich habe keine Zeit mit Essen oder Shopping vertrödelt.

Ich habe zufällig vom Jawahar Circle Harden gelesen und der Fahrer hat ihn nach einigem herumfragen auch gefunden – liegt mitten an der Hauptstraße zum Flughafen. Die Gartenanlage selbst ist unspektakulär – eine ruhige Oase im lauten Jaipur. Wirklich schön ist das dazu gehörende Patrika-Tor.

Bei der Ankunft im Hotel habe ich dann Fahrer dann 1500‘statt der 1200 Rs angeboten, da er beim Ausmachen des Preises von einem das Stadttore ausgegangen ist. Als er dann mit mir zu diskutieren begann, als ich ihm den 2000er gab, hat mich angegrinst und deutete mir, dass er nir etwas über 200 Rs Wechselgeld habe – das ändert sich in Indien wohl nie – nach einer Minuten gegenseitigen anlächelns, ging er den nächsten Shop und wechselte den 2000er auf 500er – geht ja

Im Hotel habe ich dann nur mehr gewartet, dass die Zeit vergeht, da ich nicht wirklich viel mehr unternehmen konnte. Ein Auto des Hotels brachte mich dann zum Flughafen- wollte nicht mit einem Tuk-Tuk und Gepäck fahren.

Beim Flughafen angekommen bekam ich dann die Nachricht, dass der Flug nach Delhi gecancelt wurde. Zwei Australierinnen waren ebenfalls bereits in der Situation und wie ich erfahren habe, hatten sie bereits die Streitigkeiten mit Air India. Denn auch am nächsten Tag geht kein Flug mit Air india und man solle doch einfach einen mit einer anderen Fluglinie buchen (heute geht da aber keiner mehr). Die Organisation eines Hotels ist bei Air India ebenfalls nicht vorgesehen. Nach längerem hin und her und auch will wir alle drei einen Flug von Delhi am nächsten Tag haben, sagte man uns zu einem Transport zu organisieren- in 45 Minuten erfahren wir mehr. Irgendwann haben wir die Linchpakete erhalten – ok, die Pakoras waren wirklich gut – eine Vertröstung. Man sei dabei ein Auto zu organisieren, dass uns nach Delhi fährt. Um 20:00 war noch keine Spur eines Fahrzeugs da, Wir haben Kaffee bekommen und die Aussage, dass es noch 20 Minuten dauern würde.

Um 20:30 war dann wirklich ein Auto da – ein mit kleinen Blechschäden übersäter Kleinwagen. Wir glaubten nicht, dass das Gepäck da überhaupt unterbringen würden, was sie aber dann schafften. Dann mussten die Australierinnen aber feststellen, dass es hinten keine Sicherheitsgurte gab. Also sind wir wieder ausgestiegen und die beiden Damen haben schneller ihren Ärger laufen lassen, als ich schauen konnte – keine Spur von „no worries“, und dies berechtigt. Man erklärte uns, dass Sicherheitsgurte in Indien nicht üblich sein, was dann zu einer heftigen Reaktion von unserer Seite geführt hat. Also bot man uns an, ein anderes Fahrzeug zu organisieren, aber das dauere noch 1,5 Stunden. Wieder wurden beiden schneller lauter, als ich es realisieren konnte, und plötzlich war ein Van, der bereits da stand, verfügbar.

Als ich dann um 02:30 im Hotel ankam,da der Fahrer so nett war uns beim jeweiligen Quartier abzusetzen, begann ich langsam eher wieder aufzuwachen. Beim Check-In war ich schon etwas ungeduldig, weil ich eigentlich nur mehr ins Bett wollte.

Die Fahrt war ein Abenteuer für sich. Der Highway ist einer der am stärksten befahrenen Straßen des Landes, weil hier der gesamte Schwerverkehr zwischen Mumbai und Delhi fährt (und dies 24 Stunden am Tag). Die Fahrt war wie ein langsames Straßenrennen, wo der Fahrer immer die Lücken zwischen den LKWs suchte – einmal links vorbei, dann rechts und wenn gar chit anders ging zwischen den LKWs durch. Das ganze mit viel Lichthupe um zu signalisieren, dass man da ist. Auch wenn der Fahrstil etwas aggressiv wirkte, war der Fahrer immer ruhig und konzentriert .

Der Fahrer hat uns dann beim jeweiligen Quartier abgesetzt und ich war beim Check-in schon etwas ungeduldig, da ich doch schon leicht übermüdet war.